Friedrichshafen (ots) – www.PresseNews.net #Pressemitteilung:
Nicht selten erleben deutsche Führungskräfte, die durch ihre Arbeitgeber nach China entsendet werden (Expatriates, kurz Expats), einen Kulturschock. Noch schwieriger tun sich oft ihre Ehepartner (Spouses), wenn sie mitkommen oder nachziehen. Kann Spouse-Beratung in solchen Situationen wirklich helfen?
Die Interview-Fragen an Coach Tilman Rieger auf einen Blick: 1. Welche Rolle spielt der (Ehe)partner für den Erfolg einer Entsendung nach China? 2. Warum ist Spouse-Beratung in China sinnvoll? 3. Wie kann es zum Kulturschock kommen? 4. Was raten Sie den Spouses, um die Situation besser bewältigen zu können? 5. Braucht ein Spouse eine Beratung dringender als der berufstätige Partner? 6. Wie funktioniert die Spouse-Beratung? 7. Wie kann ein Berater zum Erfolg einer Entsendung nach China beitragen? 8. Wieso haben Sie sich für China als Land Ihrer Wahl entschieden?
Tilman Rieger wurde 1971 in den USA geboren. Der ehemalige HR Direktor von Opel/Vauxhall Europe und DBVC zertifizierte Coach lebt seit zwei Jahren in China und arbeitet als interkultureller Berater für die ICUnet AG. Zudem ist er freiberuflich als Business bzw. Life Coach in Shanghai tätig. Er spricht Mandarin.
Weitere Infos zur Person: https://www.linkedin.com/in/tilman-rieger/ http://xing.to/Tilman_Rieger Herr Rieger steht Ihnen gerne als Ansprechpartner zur Verfügung.
Das Interview:
1. Herr Rieger, welche Rolle spielt der (Ehe)partner für den Erfolg einer Entsendung nach China?
Tilman Rieger: Viele multinational agierende Unternehmen leisten es sich, Mitarbeiter in andere Länder mit oft fundamentalen Kulturunterschieden (wie z.B. in China) zu entsenden. Da ist der Faktor glücklicher Partner sehr wichtig und wird von den Unternehmen häufig unterschätzt. Denn Familie ist ein stabilisierendes Element. Fällt dies weg, sind oft negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des entsandten Mitarbeiters die Folge. Wird die Arbeit in China vorzeitig abgebrochen, z.B. weil sich der Ehepartner vor Ort nicht wohl fühlt oder gar in Frustration, Identitätskrisen und Depression abrutscht, steigen die Kosten der Unternehmen um ein Vielfaches.
Tilman Rieger: Stellen Sie sich vor: Sie werden in eine vollkommen fremde Kultur hineingeworfen. Mehr noch als der Entsandte selbst, der ja direkt von den Strukturen seines Jobs aufgefangen wird, fühlt sich der so genannte „Trailing Spouse“ (begleitende Ehepartner) auf einmal als Analphabet. Denn abgesehen von anderen Spouses, spricht die Mehrheit der Menschen, mit denen dieser im Alltag zu tun hat, kein oder nur sehr wenig Englisch. Insbesondere die Generation der Chinesen ab 50 Jahren aufwärts kann in der Regel nur chinesische Schriftzeichen lesen, d.h. auch nicht die chinesische Lautschrift Pinyin (Chinesisch in lateinischen Buchstaben ausgedrückt). Hinzu kommt, dass sich viele Chinesen in der Öffentlichkeit vollkommen anders verhalten, als man dies in westlich geprägten Kulturen erwartet. Dies kann bei einigen Westlern zu Irritationen führen. Dabei ist zu beobachten, dass manche in diesem kulturellen Neuland in den (Ver)urteilungsmodus abrutschen. Dies ist nur allzu menschlich, jedoch leider hinderlich im zwischenmenschlichen Miteinander.
3. Wie kann es zum Kulturschock kommen? Können Sie einige Beispiele nennen?
Tilman Rieger: Meistens ist es ein Teufelskreis. Der tägliche Energieverlust bei dem Spouse ist in China oft höher als im Heimatland, und das vielfach unbemerkt. Die Tatsache, dass man sich inmitten einer Masse von ganz anders aussehenden und sich anders verhaltenden Menschen bewegt, kann unbewusst zu einem Gefühl des nicht Dazugehörens führen. Das zieht dem Körper schleichend Energie ab, weil hier ein menschliches Grundbedürfnis nicht erfüllt wird. Oftmals ist es schwierig, dieses Gefühl konkret zu benennen. Sich dies bewusst zu machen kann helfen, damit besser umzugehen. Das Verhalten der Chinesen kann auch dazu verleiten, insbesondere wenn die eigenen Energiereserven angegriffen sind, man selbst verunsichert und gereizt ist, die Einheimischen abzuwerten bzw. auf sie herabzuschauen – vielleicht auch nur, weil man deren Verhalten nicht nachvollziehen kann. Dies setzt weitere negative Energie frei und hat meist auch noch einen Bumerang-Effekt. Denn Chinesen haben oft ein feines Gespür für Körpersprache, die mutmaßlich nicht von Respekt geprägt ist. Dann funktionieren plötzlich einige eigentlich einfache Dinge nicht (mehr). Dies sind nicht selten eine Gegenreaktion und ein bewusster Boykott. Das wiederum bestätigt dem China-Gast die vermeintliche Richtigkeit seiner ursprünglichen Einschätzung und führt damit zu einem fatalen Teufelskreis.
Zu den Frustrationsquellen gehören das vielfach blockierte und zu Stoßzeiten relativ langsame Internet, die smoghaltige Luft, der Lärm und die ungewohnten Gerüche oder das Schieben und Drängen in der U-Bahn. Klar im Vorteil ist, wer die Hintergründe versteht und dies richtig einzuordnen weiß. Das ist die Voraussetzung dafür, damit gelassener umgehen zu können. Wem diese Gelassenheit gelingt, wird belohnt mit einer bereichernden und spannenden Auslandserfahrung, die einen persönlich wachsen lässt.
4. Was raten Sie den Spouses, um die Situation besser bewältigen zu können?
Tilman Rieger: Spouses sollten die vielen bewundernswerten Leistungen und großen Errungenschaften der Chinesen anerkennen. Dies den Chinesen gegenüber auch auszusprechen ist entscheidend, um den negativen Interpretationsspielraum des Gegenübers zu verringern und damit die Sicherheit zu schaffen, dass man sich auf Augenhöhe begegnet. Für Überheblichkeit und Arroganz, wie es bei westlichen Ausländern manchmal vorkommt, gibt es keinen Grund. Im Gegenteil.
5. Braucht ein Spouse eine Beratung dringender als der berufstätige Partner?
Tilman Rieger: Natürlich benötigen beide eine interkulturelle Vorbereitung. Denn als Expat ist man den kulturellen Unterschieden genauso ausgesetzt wie der Expat-Partner, allerdings werden viele Frustrationserlebnisse nicht selten durch den neuen Job kompensiert. Dort finden sich spannende neue Aufgaben, interkulturelle Erfahrungen mit häufig gut Englisch sprechenden und mit der westlichen Kultur mehr oder weniger vertrauten Chinesen der multinationalen Unternehmen. Anders sieht es häufig bei den Ehepartnern aus, die ihrerseits oftmals hohe emotionale Kosten haben. Nach der anfänglichen sogenannten „Honeymoon“-Phase, in der noch die Aufregung und die Spannung des Neuen dominieren, besteht die Gefahr, in einen Kulturschock abzurutschen. Denn sie werden ja nicht durch die Strukturen und die Anforderungen des neuen Jobs aufgefangen. Diese Entwicklung stößt beim berufstätigen Ehepartner oft auf Unverständnis, denn sein Erleben ist ja ein vollkommen anderes. Die Trailing Spouses suchen Empathie bei ihren berufstätigen Ehepartnern, die diese jedoch nicht immer leisten können, insbesondere wenn diese länger arbeiten müssen als normalerweise. Die Frustration auf beiden Seiten ist da leicht vorprogrammiert.
Tilman Rieger: Das Unternehmen stellt ein zweckbestimmtes Budget für Spouse Beratung zur Verfügung, meist im Umfang von 4-8 Stunden. In Absprache mit dem Teilnehmer und dem Berater werden diese auf die ersten 3-4 Monate verteilt oder können auch im Rahmen eines einmaligen ganz- bzw. halbtägigen Treffens genutzt werden.
In einem ersten Gespräch 4-6 Wochen vor dem Umzug ins Ausland sollte ein erster telefonischer Kontakt stattfinden, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, erste Tipps zu erhalten und sicher zu stellen, dass sich der Trailing Spouse mental optimal auf die neue Umgebung einstellen kann. Nach ca. 4-6 Wochen in der neuen Umgebung ist ein weiteres Gespräch ratsam, um die Stimmungslage zu erfragen und wenn nötig direkt interkulturellen „Nachhilfe-Unterricht“ bzw. „Erste Hilfe“ zu leisten. Dann können im Abstand von ca. 4 Wochen begleitend noch weitere virtuelle oder persönliche Gespräche stattfinden, in denen auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse des Trailing Spouses eingegangen werden kann, meist vor dem Hintergrund der interkulturellen Erlebnisse und Begegnungen, die dann mithilfe des Beraters entschlüsselt werden. Entscheidend ist immer, das Verhalten im kulturellen Neuland zu verstehen und nachzuvollziehen, um auf diese Weise aus dem Urteil-Modus herauszukommen und gelassener zu werden.
7. Wie kann ein Berater zum Erfolg einer Entsendung nach China beitragen?
Tilman Rieger: Wichtig ist, dass man gerade am Anfang Unterstützung hat, die richtigen vorbeugenden Maßnahmen zu treffen, um den fast immer eintretenden Kulturschock deutlich abzuschwächen. Der Spouse-Berater unterstützt hier, ein Bewusstsein für die eigene Haltung zur Begegnung mit den Einheimischen zu schaffen und die Selbstreflexion anzuregen.
Darüber hinaus kann der Berater nützliche, praktische Tipps geben, die den Alltag ungemein erleichtern, um sich von Beginn an viel Ärger mit Vermietern, Handwerkern, Haushaltshilfen oder sonstigen Menschen zu ersparen, mit denen man regelmäßig zu tun hat und von deren Dienstleistung man in gewisser Weise auch abhängig ist. Zum Beispiel sollte man vor der Abreise Geschenke aus der Heimat einkaufen, um diese gleich zu Beginn zum positiven Beziehungsaufbau zu nutzen. Das hat nichts mit Bestechung zu tun, sondern passt zur chinesischen Kultur des gegenseitigen Gebens und Nehmens. Mit der Aufmerksamkeit signalisiert man z.B. dem Vermieter von Anfang an, dass man sich ein gutes Verhältnis wünscht. Gleichzeitig fühlt sich der Vermieter gemäß der chinesischen Kultur verpflichtet, dies durch eine andere Form von Zuwendung auszugleichen. Das ist der erste Schritt in Richtung Vertrauensaufbau mit Chinesen.
Tilman Rieger: Weil sich die chinesische Kultur so radikal von der westlichen Kultur unterscheidet und jeder Tag für mich ein kleines Abenteuer ist. Dadurch, dass ich in den USA geboren und in Deutschland aufgewachsen bin, in London studiert habe und in der Schweiz und Deutschland in einem amerikanischen Großkonzern gearbeitet habe, gehörte der interkulturelle Austausch mit Menschen immer schon zu meinem Leben. In China erfülle ich mir den Traum von einem Leben in einer völlig anderen Kultur. Die Herausforderung bedeutet persönliches Wachstum und es ist meine Mission, anderen dabei zu helfen, diese Herausforderungen ebenfalls für ihr persönliches Wachstum zu nutzen.
Die so genannten Expats sind seit geraumer Zeit ein normaler Bestandteil der Unternehmenspolitik multinationaler Unternehmen und damit Teil der Personalarbeit sowohl im Entsendeland als auch im Empfängerland. In der Regel steht hierbei vor allem der Expatriate und dessen weiche Landung in der neuen Arbeitsumgebung im Ausland im Vordergrund. Der (Ehe)partner bzw. die Familie kommen häufig „nur“ mit und geben dafür nicht selten viel auf, sei es den Job oder auch nur die vertraute Umgebung. Einige machen es gerne, aus einer gewissen Abenteuerlust und Offenheit heraus, doch nicht wenige kommen einfach nur mit, weil der Ehepartner (zu 90% sind es Männer) dort eine wichtige berufliche Station durchläuft und oft sogar einen Karrieresprung machen kann. Die Herausforderungen, die gerade die (Ehe)partner in einem Land wie China durchleben, sind nicht zu unterschätzen und können erheblich abgefedert werden, wenn diese zu Beginn professionell begleitet werden.
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